Heimische Gehölze für Vögel und Insekten
von m. swiergot (Kommentare: 0)
Außer ein paar Frosttagen hat der Januar vor allem viel Regen mitgeführt. Da ich des Steineschleppens für die Eidechsengrube müde wurde, habe ich mich also mit der Pflanzung von heimischen Sträuchern1 beschäftigt. Denn dafür ist der Regen immer gut, man muss Pflanzen dann kaum angießen.
Nach langer Überlegung war klar: Es müssen noch ein paar Frühblüher her. Und zwar sehr frühe Frühblüher, damit die ersten Bienen bei ihren Erkundungsflügen nicht leer ausgehen. Hartriegel, Weißdorn und Liguster sind auf der Wiese und am Hang ja schon vertreten, blühen aber sehr viel später. Auch die Hasel ist schon da. Es fehlte mir deshalb noch die wertvolle Kornelkirsche und – weil ich mich ja auf städtischem Grund befinde – irgendetwas Kleines, das auch klein bleibt.
Nach einiger Recherche stieß ich im Internet auf die veredelte Form der Salweide, die Salex caprea Kilmarnock. Sie wird im Vergleich zur großen Schwester nur etwa 1,50 Meter groß und bildet dabei anmutige Hängezweige, aber ebenso hübsche Kätzchen wie die »richtige« Weide. Neben der Felsenbirne steht sie jetzt an der Eidechsengrube und wird für einen Wechsel aus Schatten und Licht sorgen, der für Eidechsen wichtig ist, um ihre Körpertemperatur zu regulieren.
Auch dem Feldhasen schmecken die Sträucher
Nicht nur die Weide, auch die Kornelkirsche blüht schon ab März, ebenfalls mit gelben Blütenständen. Anders als diese bildet sie zusätzlich kirschenartige Früchte aus, die bei Mensch und Tier begehrt sind. Ich freue mich schon auf die Blüten und hoffe, der Feldhase ist gnädig, denn er hat die kleinen Gehölze für sich entdeckt und kürzt gerade reihum die jungen Triebe ein.
Um die Jungpflanzen zu schützen, müsste ich wohl die nächste Aktion starten und Maschendraht ziehen, aber ich bemerke auch eine leichte Erschöpfung über die vielen Dinge, die ich nicht bedacht habe und die dann erneut Geld kosten. Deshalb habe ich auf Startnext eine weitere kleine Spendenaktion gestartet. Aber vielleicht, so dachte ich mir, macht der Hase ja etwas ganz Natürliches: Er kürzt die unteren Triebe da ein, wo er noch hinreicht – das sind rund 50 Zentimeter – und der Baum wächst oben umso kräftiger weiter.
Nach reiflicher Überlegung habe ich zudem die Hundsrose auf die untere Wiese versetzt, es war dann ihr dritter Umzug. Sie scheint robust zu sein und das Herumziehen zu verkraften. Nun sitzt sie am Rand des Brennesselfeldes und soll es dereinst überwuchern. Denn auch das wurde mir klar: Mit purer Armkraft werde ich kein völlig durchwurzeltes Brennesselfeld von rund 25 Quadratmetern beseitigen können. Doch Rose und Brennesseln zusammen könnten ein wunderbares Dickicht für Vögel und Insekten abgeben.
Auf die obere Wiese soll dann noch eine kleinere Rose Einzug halten, eine Rosa tomentosa (Filzrose) oder Rosa villosa (Apfelrose). Sie werden nicht so ausladend wie Rosa canina und beschatten somit die obere Wiese nicht zu sehr. Dennoch schaffen sie Kleinstrukturen und können Tieren dann als Deckung dienen, wenn sie die Wiese überqueren.2
Auch für den grünen Metallzaun auf der unteren Wiese habe ich endlich eine Lösung gefunden. Zwar sind für dieses Jahr schon Malven und Stockrosen ausgesät, doch ist dies keine Dauerlösung, sie sollen sich ja nicht zu sehr in die Wiese aussamen. Von diversen Weißdornen habe ich deshalb Stecklinge geschnitten und sie in die zweite Reihe hinter die (erhofften) Malven gesetzt.
Sorge um die Wildblumen
So kann sich zur Werther Straße hin eine Vogelschutzhecke entwickeln, während die Wiese gleichzeitig etwas Sichtschutz erhält. Denn wenn im Sommer mehr Blumen blühen, ist es durchaus möglich, dass Begehrlichkeiten bei Spaziergängern wach werden. Man konnte das im Projektgebiet Schlosshofbach beobachten, wo die neu eingesäten Blumenwiesen fast schon zur Plünderei geführt haben. Die Blumen waren stellenweise völlig heruntergetrampelt, ein wirklich trauriger Anblick.
Das macht mir große Sorge, wenn ich an Schlüsselblume, Wiesensalbei, Glockenblume und Margerite denke. Es sind ja nicht gerade wenige Menschen, die hier vorbeikommen, auch wenn es ein anderes soziales Umfeld ist. Gerade weil Wildblumen ein seltener Anblick sind, werden sie manchmal schneller gepflückt als sie wachsen können. Dass dadurch die Insekten leer ausgehen und die Blumen fürs nächste Jahr verhindert werden, weil sie sich nicht aussamen können, scheint den meisten nicht klar oder schlichtweg egal zu sein.
Das beliebteste Argument beim Pflücken ist übrigens: »Ach, es sind doch nur ein paar, hier gibt es doch genug.« Und weil das auf der ganzen Welt schon ganz viele Menschen gesagt haben, stehen wir heute vor dem Exitus der Tier- und Pflanzenarten.
Dabei ist es so einfach, sich selbst Wildblumen in den Garten oder auf den Balkon zu holen. Man muss nur etwas Kirschlorbeer oder Konifere entfernen, die Samen im Herbst auf den offenen Boden streuen, festtreten und fertig. Das kann man sogar auf einer städtischen Baumscheibe tun, oder vor dem Mietshaus. Und natürlich gibt es sogar Stauden, die unter einem Rhododendron klarkommen, sodass beide friedlich nebeneinander leben können und die Insekten trotzdem noch etwas zu schlickern haben.
1 Einen interessanten Vergleich zwischen heimischen und exotischen Sträuchern bietet Naturgartenplaner Reinhard Witt auf seiner Website. Und auch der NABU listet heimische Sträucher nach Größe, Anspruch und Tierfreundlichkeit auf seiner Website auf.
2 Der Naturgarten e.V. hat eine Liste mit heimischen Wildrosen erstellt und diese unter verschiedenen Gesichtspunkten bewertet. Auch die Größe und der Hang zu Ausläufern wird genannt.
Einen Kommentar schreiben