Schwarze Früchte am Walnussbaum

von m. swiergot (Kommentare: 0)

Schwarze Walnüsse
Walnuss-Fruchtfliege oder Pilz?

Seit Tagen schon beobachte ich ein seltsames Phänomen auf der Wiese: Der Walnussbaum wirft viel zu früh seine Früchte ab, und sie sind schwarz gefleckt. Ist das die Trockenheit? Die Nachbarin, der das Grundstück früher gehörte, berichtet, das sei schon seit Jahren so und habe nichts zu bedeuten, die Nüsse seien genießbar.

Mir ist das nicht geheuer. Warum sollten Früchte schwarz werden, wenn mit dem Baum alles in Ordnung ist? Auch beim Apfel zeigt der Schorf ja etwas an, selbst wenn er im Prinzip genießbar ist. Ich ziehe das (in diesen Fällen) wunderbare Internet zu Rate und finde tatsächlich drei Optionen: den Marssonina-Pilz, den Walnussbrand und die Walnuss-Fruchtfliege.

Der Pilz befällt Blätter und Früchte, der Walnussbrand ebenfalls, die Fliege dagegen nur die Früchte. Mir scheint, dass die Blätter noch recht gut aussehen, also tippe ich auf die Fliege. Sie ist ein relativ junger Schädling, der ursprünglich aus den USA stammt und sich seit den 90er Jahren in Europa ausbreitet. Das milde Klima sorgte dafür, dass sie mittlerweile auch in Norddeutschland angekommen ist. Ganze Ernten wurden durch »Rhagoletis completa« schon vernichtet.

Der »Vorteil« der Fliege ist, dass der Baum nicht geschädigt wird. Allerdings werden die Früchte unansehnlich und bekommen eine schleimige Oberfläche, schlechtestenfalls ist neben dem Fruchtfleisch auch die Nuss befallen. Da die Maden der Fliege sich durch das Fleisch fressen und sich dann in den Boden graben, um im nächsten Sommer als Fliege wieder aufzusteigen, fange ich an, die Früchte aufzusammeln und sie im Hausmüll zu entsorgen.

Nahezu jeden Tag wird eine kleine Tüte voll und ich überlege schon, wie ich ab dem Frühjahr wohl den Boden abdecken könnte, ohne dem Bodenleben zu schaden. Auch ertappe ich mich dabei, wie ich einen Schutzinstinkt für den Baum entwickle. Denn wenn die Fliege durch ist, kommen die Menschen. Die Nachbarin erzählt, dass oft mit Latten und Stielen auf den Baum eingeschlagen wird, damit er seine Nüsse hergibt, auch Äste brechen dabei ab.

Hm. Vielleicht sollte ich die Fliege lieber doch gewähren lassen? Denn je schleimiger die Früchte, desto angeekelter die Menschen und desto sicherer der Baum vor ihnen. Am besten bringe ich noch ein Schild an, auf dem steht, dass die Nüsse ungenießbar sind oder ihr Verzehr spastische Krämpfe auslösen kann. Spontan kommen mir Bilder von Hyronimus Bosch in den Sinn und ich denke, dass das eine gute Idee sein könnte.

Trotzdem gehe ich erstmal den offiziellen Weg und rufe bei der zuständigen Mitarbeiterin für die "Stadtfrüchte"-Karte der Stadt an. Seit auch die Lokalzeitungen darüber berichtet haben, kann nun wirklich jede/r per App herausfinden, wo der nächste öffentliche Baum zum Abernten steht. Im Prinzip eine schöne Idee – vorausgesetzt, die Pflanzen werden gut behandelt und geachtet dafür, dass sie uns Nahrung spenden. Leider ist dem nicht immer so, und deshalb habe ich darum gebeten, die Walnuss aus der Karte zu nehmen.

Zudem finde ich es befremdlich, den Baum zu pflegen und wochenlang die schlechten Früchte auszusortieren, nur um dann zuzuschauen, wie andere die verbleibende Ernte davontragen. Nicht nur fehlt den Eichhörnchen und anderen Tieren dann wertvolle Winternahrung, auch wird die Wiese über Wochen hinweg erheblich gestört.

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