Welche Maßnahmen sind geplant?
Verschiedene Ansätze sollen zusammenwirken, damit die Grünbrache an der Werther Straße zur Blumenwiese werden kann, die Insekten und Vögeln mehr Lebensraum bietet. Die Fläche misst rund 30 Ar und ist durch einen Fußweg (Roonstraße) geteilt (Google Maps). Auf der unteren Wiese steht ein Walnussbaum, auf der oberen eine Stieleiche.
- Extensivierung
- Angebote für Tiere
- Heimische Gehölze
Zweimalige Sensenmahd pro Jahr
In der Regel wird im Frühsommer und im Herbst gemäht, nach der Blüte der Gräser und Wildblumen. Dadurch wird verhindert, dass die Wiese "verbuscht" (sogenannte natürliche Sukzession). Aber auch die starkwüchsigen Gräser werden etwas gebremst, sodass Kräuter und Blumen eine Chance zum Wachsen bekommen, weil sie nicht beschattet werden. Eine zweimalige Mahd ohne Düngung gilt als extensive Bewirtschaftung – im Gegensatz zur intensiven Bewirtschaftung, bei der zum Beispiel fünfmal gemäht und gedüngt wird, um möglichst viel Futter zu gewinnen. Da bei der Extensivierung kein Stickstoff eingebracht wird und die Wiesenblumen wachsen und aussamen dürfen, entwickelt sich ein entsprechender Artenreichtum.
Abräumen des Mahdgutes
Wenn das Heu getrocknet ist, wird es von der Fläche abgeräumt. So bekommen die verschiedenen Wiesenblumen wieder Licht und Luft zum Keimen und blühen im Herbst ein zweites Mal. Da das Gras nicht liegen bleibt, entsteht kein Mulch. Der würde den Boden zwar natürlich düngen, bei der Masse an Schnittgut aber auch die Blumen und Kräuter unterdrücken. Auf der unteren Wiese erkennt man das jahrelange Mulchen an den Feldern aus Brennesseln und den vielen Disteln.
Während das Heu über mehrere Tage hinweg trocknet, fallen restliche Gräser- und Blumensamen heraus und die Tiere können in Ruhe in ungemähte Bereiche wechseln. Den ersten Schnitt im Frühjahr nennt man Heu, den zweiten Öhmd oder Grummet. Der zweite gilt als kräuterreicher und eiweißhaltiger, der erste enthält mehr Rohfaser. Je nach Zusammensetzung und Nährstoffgehalt ist er für unterschiedliche Tiere geeignet, Pferde zum Beispiel reagieren empfindlicher als Wiederkäuer wie Kühe oder Schafe.
Mosaikmahd
Früher wurden Wiesen nach Bedarf in Abschnitten gemäht – je nachdem, wann das Vieh Futter brauchte. Bei einer extensiven Pflege wird diese Art der Mahd im besten Fall nachgestellt. Dadurch lässt sich nicht nur viel flexibler reagieren, wenn z. B. kühles Wetter oder Trockenheit die Blühphasen der Pflanzen hinauszögert. Durch die Mosaikmahd gibt man auch Tieren die Chance, immer wieder in noch nicht gemähte Bereiche zu wechseln. Aus logistischen und finanziellen Gründen wird aber meist die ganze Wiese gemäht, sodass den Tieren auf einen Schlag sämtliches Futter und jeglicher Schutz entzogen wird.
Mähtechnik Handsense
Für die Handsense habe ich mich entschieden, weil sie schonender ist als der Schlegelmäher. Da nicht gehäckselt, sondern nur geschnitten wird, überleben mehr Insekten. Auch fährt kein schwerer Traktor über die Wiese, der weitere Kleintiere töten würde. Nicht zuletzt kann ich dann mähen, wenn ich Zeit dazu habe, und nicht dann, wenn ein Gerät zur Verfügung steht. Und dass das Sensen von Hand richtig Spaß machen kann, werden diejenigen bestätigen, die einen guten Sensenkurs besucht haben.
Allerdings bin ich noch unschlüssig, wie ich die Sensenmahd im Vergleich zum Balkenmäher einschätzen soll. In einer Studie der ANL Bayern zum Beispiel ist zu lesen, dass die Sensenmahd gefährlicher für Amphibien sein kann, weil sie tiefer ansetzt als der Balkenmäher. Kommen jedoch weitere Schritte hinzu wie Zetten oder Schwaden, hat die Mahd mit dem Balkenmäher alle Vorteile wieder verspielt: die Heuverarbeitung wird als noch schädlicher angesehen als die Mahd selbst.
Totholz- und Steinhaufen
Auf der oberen und unteren Wiese soll mindestens ein Totholz- und ein Steinhaufen entstehen, einer im Schatten, einer in der Sonne. Sie bieten den Tieren Unterschlupf und Schutz im Winter. Im Totholz siedeln sich Insekten an, die wiederum den Vögeln als Nahrung dienen. Da es (leider) eine »Wiesenkatze« gibt, die hier jeden Tag herumstreift, werde ich als weiteren Schutz wohl trockene Brombeerranken dazutun.
Ansitzstangen für Greifvögel
Da die Wiese an manchen Stellen von Wühlmäusen regelrecht gelöchert wurde, bietet es sich an, die natürlichen Feinde zu unterstützen. Gerade Bussarde, Habichte oder Turmfalken sind im Winter dankbar, wenn sie Energie sparen und von einer Sitzwarte aus das Feld beobachten können. Eine Jagd im Rüttelflug– also das Flattern in der Luft über dem Feld – ist sehr anstrengend.
Tränken
Eine Tränke für Bienen ist relativ einfach zu gestalten: es reicht ein tieferes Gefäß, das mit Steinen und Moos aufgefüllt wird, da Bienen nicht schwimmen können. Das Wasser muss nicht gewechselt, sondern nur aufgefüllt werden, denn Bienen scheinen brackiges oder mit Erde vermischtes Wasser zu lieben.
Mit der Tränke für Igel oder Vögel bin ich noch ideenlos, denn wegen der Katze kann sie eigentlich nicht auf dem Boden stehen. Womöglich sind hier auf der Wiese aber sowieso noch andere Jäger unterwegs und nur für das menschliche Auge unsichtbar: Marder, Waschbären, Füchse...
Eidechsenburg
Da die obere Wiese sehr trocken werden kann, möchte ich gerne Eidechsen ansiedeln. Ob Wald- oder Zauneidechse, ist mir nicht so wichtig, allerdings ist letztere stark gefährdet und streng geschützt. Da der Lebensraum sehr gut passen muss, ist es nicht so einfach, die Tiere anzulocken. Aber die Chancen könnten ganz gut sein, habe ich vor Jahren doch mal eine Blindschleiche auf dem Weg gesehen, der die Wiese von den Kleingärten abtrennt. Wichtigster Aspekt ist vermutlich der Schutz vor Katzen.
Weißdorn, Kornelkirsche und Felsenbirne
Für diese drei (neuen) Pflanzen habe ich mich entschieden, weil sie heimisch sind und sowohl Insekten als auch Kleintieren und Vögeln viel Nahrung liefern. Am Weißdorn (Crataegus monogyna) erfreuen sich über 160 Insekten- und 32 Vogelarten, aber auch Mäuse und Hasen mögen die Früchte gern. Für die Raupen von rund 100 Schmetterlingsarten ist er ein wichtiger Futterstrauch, außerdem finden Vögel hier Schutz zum Brüten.
Die Kornelkirsche (Cornus mas) ist eine der ersten Frühblüherinnen und damit eine gute Wahl, wenn man keine Weide pflanzen kann. Als kleinerer Baum kann sie auch gut als Nistplatz dienen. Die Felsenbirne (Amelanchier ovalis), ebenfalls eine Frühblüherin, ist bei rund 20 Vogelarten beliebt. Sie soll auf der Wiese stehen, weil sie eher klein bleibt und kaum Ausläufer treibt.
Wildrosen
Auch für ein, zwei Wildrosen ist noch Platz. Da sie keine gefüllten Blüten haben, sind sie für Insekten sehr wertvoll und bilden Hagebutten aus, die im Winter wiederum den Vögeln als Futter dienen. Auch lässt es sich in den wilden Rosen gut nisten und vor Beutegreifern verstecken.
Pflaumenbaum
Bis zum letzten Jahr stand auf der oberen Wiese ein alter, knorriger Pflaumenbaum. Er hat reichlich getragen, auch wenn er nicht mehr geschnitten wurde. Ist er bei einem Sturm umgekippt? Ich will es mal hoffen, denn plötzlich war er verschwunden. Leider war ich noch nicht Wiesenpatin, denn das Altholz hätte man wunderbar für die Vögel und Insekten nutzen können. Zum Abschied hat er jedoch viele Schösslinge hinterlassen, vielleicht lässt sich aus ihnen ein neuer Baum ziehen.